Die harten Fakten

Immer mehr Kleider werden zu immer billigeren Preisen verkauft. Unser Konsum geht zu Lasten der Umwelt und derjenigen Personen, die unsere Kleidung herstellen. Das Produktionstempo hat sich in den letzten 20-30 Jahren dramatisch beschleunigt und zu einer Verschärfung der Probleme geführt. Die Modebranche gehört nun zu den schmutzigsten Industrien weltweit, Missstände finden sich entlang der gesamten Lieferkette.

Die Brennpunkte: Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und ein gigantischer Abfallberg von Kleidern

  • Menschenrechtsverletzungen sind in der Modeindustrie leider an der Tagesordnung. Grundlegende Gesundheits- und Sicherheitsmassnahmen für Arbeiter*innen entlang der gesamten Mode-Wertschöpfungskette sind praktisch inexistent. Der gesetzliche Mindestlohn in den meisten Produktionsländern reicht in den seltensten Fällen aus, um Arbeiter*innen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Lade unser Whitepaper “Keine Nachhaltigkeit ohne fairen Lohn” für die detaillierte Erklärung herunter.

  • Unsere Kleidung hat auch eine verheerende Auswirkung auf die Umwelt. Die Chemikalien, die zum Anbau, Färben, Waschen und Behandeln unserer Kleidung verwendet werden, verschmutzen die Gewässer enorm. Und die Industrie benötigt eine grosse Menge Wasser für den Baumwollanbau oder für das Färben von Stoffen. Kleider sind für etwa 10% der weltweiten Produktion von CO2-Emissionen verantwortlich [1].

  • 150 Milliarden Kleidungsstücke werden jährlich produziert - doppelt so viel wie 2012 [2]. In der Schweiz werden durchschnittlich 6,3 kg Kleidung pro Jahr in die Altkleidersammlung gegeben [3].

  • Die Art und Weise, wie wir Kleidung konsumieren, hat sich in den letzten 20-30 Jahren stark verändert. Wir kaufen mehr Kleidung und geben weniger dafür aus. In den letzten Jahren betrugen die Ausgaben eines durchschnittlichen, Schweizer Haushaltes für Kleidung rund 2% [4]. Als Gesellschaft kaufen wir heute 400% mehr Kleider als noch vor 20 Jahren.

Im Folgenden findest du eindrückliche Zahlen und Beispiele für die Grösse und Zerstörungskraft der jetzigen Industrie.

Eine mächtige Industrie

  • Jeder 6. arbeitstätige Mensch weltweit ist in der Textil- und Bekleidungsbranche tätig – wenn Baumwollbäuer*innen und Verkäufer*innen im Einzelhandel dazu gedacht werden [5].

  • Rund 60 bis 75 Millionen Menschen arbeiten in den Verarbeitungs- und Konfektionsfabriken der Modeindustrie, davon sind 80% Frauen. Sie sind von den Arbeitsrechtsverletzungen besonders stark betroffen [6].

Problematische Rohstoffe

  • Rund 60% aller Kleider enthalten Kunststofffasern, 35% des Mikroplastiks in den Meeren stammt von Textilien [7].

  • Etwa zwei Drittel der weltweiten Baumwoll-Anbaufläche wird mit genveränderten Sorten bepflanzt.

  • Genveränderte Baumwolle wir auf 21 Millionen Hektaren angebaut. Das entspricht ungefähr 14% der weltweiten Landwirtschaftsfläche mit genveränderten Pflanzen [8]. Allein in Indien waren im Jahr 2017 ca. 93% der angebauten Baumwolle gentechnisch verändert [9].

  • Der Baumwollanbau ist für 10% - 20% des weltweiten Pestizideinsatzes verantwortlich, mehr als für Mais, Reis oder Soja – und das, obwohl der Anbau nur etwa 2,5 Prozent der weltweit genutzten Agrarflächen ausmacht [10].

Miserable Arbeitsbedingungen

  • Es gibt keine nachhaltige Mode ohne fairen Lohn. Erfahre hier mehr, welcher Lohn ein Leben in Würde ermöglicht.

  • In vielen Länder reicht der Minimallohn, den Arbeiter*innen erhalten nicht zum Überleben. Mit einem existenzsichernden Lohn hingegen wären die Grundbedürfnisse einer Familie (Schule, Transport, Essen, Miete, Gesundheit etc) gedeckt und es bliebe ein kleiner Teil des Lohns übrig, um zu sparen oder für Notfälle gewappnet zu sein.

  • Viele Unternehmen verpflichten sich mittlerweile auf dem Papier zu einem Existenzlohn, die wenigsten unternehmen aber genügend konkrete Schritte, einen solchen umzusetzen.

  • Arbeitssicherheit ist ein Dauerthema. Der Einsturz der Rana Plaza Textilfabrik im 2013 war das tragischste Ereignis und zugleich der Auslöser für die Fashion Revolution. Wir fordern #ranaplazaneveragain.

Problematischer Konsum

  • Die Schweiz steht weltweit nach Luxemburg an zweiter Stelle bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Kleidung und Schuhe, von denen nur etwa 6 % nachhaltig produziert sind. Die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten werfen jedes Jahr über 100'000 (!) Tonnen Kleider weg, von denen nur die Hälfte gespendet, weiterverkauft oder recycelt wird. Die andere Hälfte wird verbrannt, um die Menge an Textilabfällen zu reduzieren, die sich auf den Mülldeponien stapeln [11][12]. Lies auch den hervorragenden Bericht auf Swissinfo zum Thema.

  • Deutsche Frauen haben im Schnitt 118 Kleidungsstücke im Schrank, kaufen jedes Jahr 60 neue Stücke dazu. 40% ihrer Kleider tragen sie nie oder nur 2-4 Mal [14]. Jedes Jahr geben Schweizerinnen und Schweizer 6.3 kg Altkleider pro Person weggegeben [3]. Die Dunkelziffer für weggeworfene Kleidung dürfte deutlich höher liegen.

  • Kleider länger zu tragen und weniger zu waschen trägt dazu bei, auf lange Frist die Emissionen zu senken [13].

    -> Die Studierenden der F + F Schule für Kunst und Design haben haben zum Thema Überkonsum sehr schöne Videos gedreht!

    -> Alle Quellen und Infomaterial unter diesem Link

Was tun angesichts der Probleme?

Die Zahlen sprechen für sich. Das jetzige Modesystem funktioniert nicht mehr. Fashion Revolution glaubt, dass die gesamte Modeindustrie einen radikalen Paradigmenwechsel braucht. Dies verlangt nach neuen Geschäftsmodellen sowie einer Vielzahl von Lösungsansätzen.

Als Bürgerinnen und Konsumenten können wir die Veränderung mit einer neuen Einstellung zu unseren Kleidern anstossen und beschleunigen. Dafür müssen wir unsere Sucht nach immer neuen Kleider brechen. Letztendlich müssen wir weniger und besser kaufen sowie danach fragen, unter welchen Bedingungen unsere Kleider hergestellt werden. Und: Wir müssen zu den Kleidern, die wir bereits besitzen, Sorge tragen und härter daran arbeiten, sie dauerhaft zu machen.

Wie du dich engagieren kannst und Mode nachhaltig geniessen kannst, zeigen dir unsere Fashion Hacks. Du darfst uns auch gerne eine Spende zukommen lassen, damit wir noch mehr Leute erreichen!

Fashion und die Nachhaltigkeitsziele der UNO / Sustainable Development Goals SDG

Die Modeindustrie erreicht eine wirtschaftliche Grösse, die systemrelevant ist. Auch an der UNO haben sich nach der Einigung auf die Nachhaltigkeitsziele Akteure zu einer UN Alliance for Sustainable Fashion versammelt. Wie die Nachhaltigkeitsziele von der Modeindustrie tangiert werden, fasst die Seite SDGs for Better Fashion schön zusammen. Auch eine gute Quelle für den Zusammenhang SDGs - Fashion ist die Conscious Fashion Campaign

Anknüpfungspunkte Agenda 2030 / Strategie Nachhaltige Entwicklung

Die Mode im Zusammenhang mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung - Ziel 12: Verantwortungsvoller Konsum und Produktion

Fashion Revolution Schweiz ist erfreut, im Rahmen der “Strategie nachhaltige Entwicklung” des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) gemeinsam zur Erreichung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beizutragen. 

Bereits vor der Covid-19 Pandemie bewegte sich die Weltgemeinschaft in eine heikle Richtung. Die Weltbevölkerung konsumiert mehr Ressourcen, als die Ökosysteme bereitstellen oder geschweige denn wiederherstellen können. Damit die soziale und wirtschaftliche Entwicklung im Rahmen der Tragfähigkeit der Ökosysteme stattfinden kann, müssen wir alle unsere Produktionsmuster und Konsumverhalten ändern - das gilt ganz besonders auch für die Modewelt.

Die Schweiz hat sich den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung verpflichtet. Unsere Arbeit tangiert viele Ziele, das Ziel 12 - Verantwortungsvoller Konsum und Produktion - ist für uns äusserst wichtig! Die Ziele von Fashion Revolution weisen auch eine hohe Übereinstimmung mit den SDGs 1, 5, 8, 10, 12, 17 auf.

sdgs_de.jpg