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Es gibt keine nachhaltige Mode ohne fairen Lohn

Die herkömmliche Modeindustrie ist auf der Ausbeutung von Arbeitskräften und natürlichen Ressourcen aufgebaut. Reichtum und Macht sind in der Regel in den Händen einiger wenigen konzentriert. Es wird zu viel und zu schnell produziert. Währenddessen wird die Mehrheit der Menschen, die unsere Kleidung herstellen, nicht genügend entlohnt.

Im Gegensatz zur Autoindustrie, die stark automatisiert ist -  wird unsere Kleidung nach wie vor von Menschenhand hergestellt wird. Alles was wir tragen, unabhängig von Preis und Qualität, wurde von einer Fachkraft genäht - in der Regel einer Frau. 

Es sind auch die Arbeiter*innen, welche die Kosten für die Beschleunigung und Expansion der Modeindustrie in den letzten zwanzig Jahren tragen. Fabriken weltweit stehen unter Druck immer grössere Mengen an Kleidung schneller und billiger zu liefern. Infolgedessen fordern die Fabriken routinemässig von ihren Arbeitnehmer*innen Überstunden, oft ohne ohne Zuschläge. Arbeiter*innen werden in Folge oft eingeschüchtert und belästigt. Vielfach werden sie sogar daran gehindert, Toilettenpausen zu machen. 

Die meisten Unternehmen stellen ihre Kleidung dort her, wo sie den besten Deal erhalten. In der Regel bedeutet dies eine Auslagerung in Länder, in denen die Löhne sehr tief sind. Die meisten Unternehmen entscheiden sich dabei dafür, die Löhne von der der "unsichtbaren Hand" des Marktes oder den Regierungen zu überlassen und entledigen sich damit der Verantwortung für die Armutslöhne der Arbeitnehmer*innen. In diesem sogenannten “Race to the bottom” fürchten Regierungen sich, die Minimallöhne zu erhöhen, da dies eine Abwanderung der Unternehmen in noch günstigere Produktionsländer nach sich ziehen würde.

Dieses System ist mittlerweile so zementiert, dass eine Umkehr sehr aufwendig ist. Die Machtverhältnisse zwischen Regierung und Unternehmen, aber auch zwischen Brands und Lieferanten sind äusserst ungleich. Während der gesamten Pandemie haben die Modemarken Milliarden verdient, während Lieferanten-Betriebe für getane Arbeit nicht bezahlt wurden und die Arbeiter*innen praktisch ohne Bezahlung und ohne Schutzmassnahmen arbeiten mussten. Ein Leben in Würde bleibt ihnen in einem solchen System verwehrt. 

Die völlige Intransparenz in der Lieferkette, verhilft dabei vielen Firmen sich zu verstecken und ihre Verantwortung nicht wahrzunehmen. 


Ein fairer Lohn oder: Was braucht es für ein Leben in Würde?


Der Minimallohn reicht in den meisten Fällen nicht aus, die Grundbedürfnisse der Arbeiter*innen zu decken. Dabei ist ein gerechtes Salär explizit in der Menschenrechtskonvention festgehalten.

(Menschenrechtskonvention, Artikel 23, Paragraph 3) Jeder Mensch, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und der eigenen Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmassnahmen.


Existenzlohn / Living Wage

Ein existenzsichernder Lohn ermöglicht es den Arbeitnehmer*innen, für sich selbst und die Grundbedürfnisse ihrer Familie zu sorgen - inklusive Nahrung, Wohnung, Bildung und Gesundheitsversorgung - sowie ein gewisses Einkommen für Notfälle. Der Lohn sollte in einer normalen Arbeitswoche von nicht mehr als 48 Stunden verdient werden können.

Wie hoch ein Existenzlohn ist, unterscheidet sich je nach Region und Lebensunterhaltskosten. Es gibt verschiedene Ansätze einen Existenzlohn zu berechnen. Die Asia Floor Wage sowie die Ankermethode gehören zu den etabliertesten Methoden, existenzsichernde Löhne zu berechnen. 


Lösungen - auf politischer und individueller Ebene

Die vergangenen 30 Jahre haben gezeigt, dass freiwillige Massnahmen nicht ausreichen, um einen echten Wandel in der Modeindustrie anzustossen. Trotz vieler Lippenbekenntnissen von Unternehmen sind Menschenrechtsverletzungen nach wie vor an der Tagesordnung. Weltweit wächst das Momentum für Gesetzgebungen zu rechtlicher Unternehmensverantwortung und verbindlichen menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten für Unternehmen - nicht nur für die Textilindustrie.

Auch die Konzernverantwortungsinitiative in der Schweiz forderte verbindliche menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten für Unternehmen. Gemeinsam mit über 100 anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen hatten wir 2020 grosse Hoffnung in die Konzernverantwortungsinitiative, die zwar vom Volk mit 50,7% angenommen wurde, letztendlich leider aber am Ständemehr scheiterte. Im Fahrtwind der Initiative für ein deutsches Lieferkettengesetz, versuchen wir mit anderen Organisationen diesen Sommer den Druck auf Karin Keller Sutter für einen Gesetzesvorschlag aufrechtzuerhalten. 


Wir alle können uns für eine faire Bezahlung der Arbeiter*innen einsetzen - indem wir von Unternehmen Verantwortung einfordern und nachhaltigen Alternativen den Vorzug geben. Hier einige Tipps, wie du dich persönlich engagieren kannst.


Nachfragen: #whomademyclothes? #whopaysalivingwage?

Steter Tropfen höhlt den Stein: Unternehmen sind heutzutage schon viel transparenter und müssen ihre Praktiken eher anpassen als noch vor 10 Jahren - und dies weil Menschen wie du ihnen Fragen stellen und Verantwortung einfordern.

Poste auf Social Media:

-      Mache ein Selfie oder ein Bild deines Lieblingsstücks und stelle es auf Social Media mit den Hashtags: #Whomademyclothes #whopaysalivingwage

-      Vergiss nicht die Marke zu taggen, von der du eine Antwort möchtest! (z.B. @hm, @sheinofficial, @zara,…)

oder: Schreibe einen Brief, eine E-Mail an deine Lieblingsbrand:

-      Hier ein Beispielstext:

Liebe XY

Ich liebe Ihren Stil. Aber ich möchte mehr wissen. Ich möchte mich mit der Geschichte hinter meinen Kleidern genauso gut fühlen, wie ich mich in den Kleidern fühle, wenn ich sie trage.

Mir liegt viel an den Menschen, die meine Kleidung herstellen. Ich möchte wissen, dass sie fair behandelt werden, dass sie die Freiheit haben, sich zu äussern und dass sie genug Geld bekommen, um ein Leben in Würde, mit Möglichkeiten, Komfort und Hoffnung zu leben. 

Sagen Sie mir also, was Sie tun, um sicherzustellen, dass die Menschen, die Ihre Kleidung herstellen, einen existenzsichernden Lohn erhalten?

Mit freundlichen Grüssen,

Mehr Information zum Thema Existenzlohn findest du in unserem Whitepaper!

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