Fünf Tonnen Altkleider auf dem Bundesplatz – doch weshalb bloss?

© volltoll.ch / Public Eye

Heute Morgen sind mitten auf dem Berner Bundesplatz fünf Tonnen Altkleider gelandet. Ein wuchtiges Bild, das dir sofort zeigt: So kann es mit der Modeindustrie nicht weitergehen. Hinter der Aktion steckt ein Bündnis von 13 Organisationen – darunter Public Eye, Fashion Revolution, Unia, der Konsumentenschutz, und die Fair Fashion Factory*. Ihr Ziel: dem Parlament und Bundesrat klarzumachen, dass es endlich ehrgeizige Massnahmen gegen die zerstörerische Fast-Fashion-Industrie braucht.


Fast Fashion kennt keine Grenzen – auch nicht in der Schweiz

Mit dem kometenhaften Aufstieg von Billigplattformen wie Shein und Temu ist der weltweite Modekonsum regelrecht explodiert. Auch die Schweiz bleibt nicht verschont. Jährlich landen hierzulande rund 100'000 Tonnen Kleidung im Abfall oder werden in ärmere Länder exportiert – oft wurden diese Stücke zuvor unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt und nur ein paar Mal getragen.

Ein starkes Signal in Bern

Um diese Missstände sichtbar zu machen, kippten die Organisationen heute Morgen symbolisch fünf Tonnen Altkleider auf den Bundesplatz. Am Nachmittag geht es im Kulturzentrum PROGR weiter: Dort sortieren rund 30 Freiwillige einen Teil der Kleidung. Alles, was noch brauchbar ist, bekommt dank Secondhandläden und Reparaturprojekten eine zweite Chance. So wird gezeigt, dass es echte Alternativen zur Wegwerfmentalität gibt.

Was gefordert wird – und warum es dich angeht

Das Bündnis ruft nach einem Systemwechsel in der Modebranche:

  • hin zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Qualität, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zählen,

  • mit einer Abgabe auf neue Kleidung und Schuhe,

  • einer gezielten Förderung von Reparatur und Wiederverkauf,

  • und mit verbindlichen Regeln für menschenwürdige Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette.

Eine Petition von Public Eye verlangt zudem einen Schweizer Modefonds, damit Unternehmen die sozialen und ökologischen Folgekosten ihres Geschäftsmodells endlich mittragen.

Politik am Zug – oder doch Greenwashing?

Obwohl der Bundesrat die Notwendigkeit nachhaltigerer Mode anerkannt hat, setzt er bislang lieber auf freiwillige Initiativen der Unternehmen. Doch du und ich wissen: Freiwilligkeit reicht nicht, und allzu oft steckt nur Greenwashing dahinter.

Und jetzt?

Die Aktion in Bern macht sichtbar, was sonst im Verborgenen bleibt: unser übermässiger Kleiderkonsum und seine Folgen. Wenn du das nächste Mal shoppen gehst, frag dich: Brauche ich das wirklich? Kann ich Secondhand kaufen oder reparieren, zumal wir gerade den #secondhandseptember feiern? Jeder Schritt zählt – und gemeinsam können wir den Druck auf die Politik erhöhen.

© volltoll.ch / Public Eye


*Ein Breites Bündnis
An der heutigen Aktion sind 13 Organisationen beteiligt, die sich für soziale Gerechtigkeit, eine bessere Klimapolitik und verantwortlichen Konsum engagieren: Association Romande des Magasins du Monde, Brücke Le Pont, fair fashion factory, Fashion Revolution Switzerland, Fédération romande des consommateur·rice·s, Klimagrosseltern, Konsumentenschutz, Maison Shift, Public Eye, Solifonds, Swiss Fair Trade, Unia, Walk-in Closet Schweiz.